< Jazzsolos improvisieren, Tipps von professionellem Gitarrenlehrer

Frage:

> Jetzt spiele ich seit neuestem in einer Band mit Stilrichtung Jazz und es
> kommt mir vor als ob ich vor 2 Wochen das erste mal ne Gitarre in der Hand
> gehabt hätte. Klar, Jazz ist ein großes Thema, rein theoretisch habe ich
> aber schon einiges auf dem Kasten (zumindest glaube ich das...)
>
> Die Soli klingen nicht schief (da sie ja auf der Tonleiter liegen), aber
> total langweilig und immer gleich. Ich verwende zwar Bendings und Slides,
> komme aber trotzdem irgendwie nicht voran.


Antwort:

Tja, ich muß zugeben ich bin selber kein Ultra Jazzer und bastel mir bei den Jazz Stücken, die ich mit meinem neuen Trio spiele auch immer sowas zusammen, was eine Mischung aus meinem bisherigen Hauptstil war: Rock, Pop, Flamenco.

Klar, probiere ich in meinem Kämmerlein und bei Proben immer wieder Jazzy Licks aus und mein Hintergrund an Theorie in Sachen Jazz ist mittlerweile auch gewachsen. Ich bin aber, muß ich zugeben, selbst noch nicht so zufrieden was meinen "Jazz"-Stil betrifft.

Ich denke aber (und das hilft Dir hoffentlich ein bißchen), daß das im Grunde alles Erfahrungssache und Übungssache ist. Letztens fragte ich einen ziemlich fitten, jazz angehauchten Bonner Gitarristen, wie man das macht, so etwas mehr freie Chromatik und jazziges Spiel in die Solos zu kriegen. Er meinte er würde gar nicht gerne bei seinen Solos an Kirchentonleitern etc. denken, sondern haupsächlich an die Melodie.

Das ist eigentlich auch meine Erfahrung im Rock, Blues und Popbereich. Irgendwann hab ich aufgehört an die Tonleitern bewußt zu denken, sondern ich wußte durch Erfahrung, wie ich die Melodie, die ich im Kopf hatte, aus der Gitarre holte. Erfahrung ist die Hauptsache!

Das Solieren im Jazzstil kann kommen, wenn die nötige Erfahrung da ist. D.h. natürlich schon, immer weiter lernen und viel üben und sich jazzige Melodien ausdenken (oder klauen ;-). Zu Playbacks jammen (ich hab z.B. nen kleinen Pocketsequenzer von Yamaha, der mir die Rhythms abspielt..) Schräge Melodien muß man erstmal selbst finden (abgesehen von Tipps erfahrener Gitarristen...)

Manche Folks empfehlen, Jazzsolos zu transcribieren (rauszuhören) um ein Gefühl dafür zu kriegen. Andere gehen ziemlich anarchistisch da ran und probieren die wildesten Sachen aus, kommen dann per "Zufall" auf geniale Linien.

Frage:

> - Sollte ich auch alle pentatonischen Tonleitern auswendig lernen oder
> reicht ein Fingersatz (plus evtl. Bluenotes) und die kompletten Tonleitern??
>
> Mist, ich bin echt etwas frustriert, vielleicht kannst du mir Tips geben.
> Das Licks auswendig lernen und einstreuen funktioniert momentan halt echt
> nicht so gut. Vielleicht braucht das aber alles auch seine Zeit.....



Antwort:

Ein berühmter Jazz Pädagoge (irgendwo am GIT in Los Angeles) hat mal gesagt, Improvisieren ist wie ein Eisberg: Du siehst nur eine verhältnissmäßig kleine Spitze (das Solo etc..) aber unter Wasser liegt ein riesiger Teil (die erlernte Theorie, die unbewußt da ist..)

Also lernen, üben ist absolut hilfreich, aber es braucht wirklich seine Zeit, bis alles im Unterbewußtsein ist und Dich nachher geniale Solos spielen läßt (und die Zeit wird kommen! ;-).

Zurück zur vorherigen Seite

 

Zurück zur www.gitarrenlinks.de Startseite

© 1998-2005 Ernst Jochmus www.gitarrenlinks.de